Man kann sagen daß das Internet genügend Anlaufstellen bietet, die auch neuen Nutzern den Einstieg in die Kultur des Internet ermöglichen - vorausgesetzt sie lesen und schreiben relativ flüssig Englisch und haben ein minimales Computerwissen. Wer sich bemüht, sich die herrschenden Konventionen anzueignen und sich nicht vom Jargon abschrecken läßt, wird schnell Zugang zu den Internetgemeinschaften seines Interesses finden können. Hilfreiches Material, das sowohl auf technische wie auch auf Probleme der Umgangsformen und andere Fragen eingeht, gibt es genug, und die meisten 'Alteingesessenen' sind hilfsbereit genug, Fragen zu beantworten, oder zumindest auf die entsprechende FAQ-Datei hinzuweisen.

Zusammenfassend kann man sagen, daß das Internet, und die Gemeinschaften die sich innerhalb des Internet bilden oder gebildet haben, bestimmte Züge eigenständiger Kulturen oder Gesellschaften, etwa Handelssysteme, Regelwerke, Organisationsstrukturen, aufweisen, ohne jedoch selbst eigenständige Gesellschaften zu sein. Vielmehr basieren die einzelnen Gemeinschaften, sowie das Internet als große Gemeinschaft, auf den Gesellschaften, die sie überspannen und greifen in elementaren Dingen, wie etwa das Versorgen der Mitglieder der Gemeinschaft mit Nahrung, aber auch in Anleihen, was zum Beispiel das Zurückgreifen auf das Beurteilen von bestimmtem Verhalten als legal oder illegal, auf diese Gesellschaften zurück, ja, würden ohne diese gar nicht existieren können. Dennoch existieren in den Internetgemeinschaften signifikante strukturelle Unterschiede zu den Strukturen der Gesellschaften, die sie überspannen, etwa in bezug auf gesellschaftliche Hierarchien, die im Internet lediglich eine untergeordnete, wenn nicht gar überhaupt keine Rolle spielen.

So wird das Internet auch vielfach für demokratische Belange, die aus den realen Gesellschaften ins Netz getragen werden , genutzt, zum Beispiel von der chinesischen studentischen Opposition. Während in der realen Welt, vor allem innerhalb Chinas, die oppositionelle Studentenschaft kaum ein Sprachrohr findet, kann sie ihre Anliegen im Internet präsentieren; ein anderes aktuelles Beispiel ist die serbische Opposition gegen Milosevic, die auch im Internet in einer groß angelegte Informationskampagne international auf ihre Belange aufmerksam machten. Ein Beispiel, das vor allem in den Niederlanden Furore machte, ist der Kampf gegen die Scientology Church mittels Veröffentlichung von Scientology-internem, geheimem Material im Internet. Scientology verwehrte sich dagegen mit einer einstweiligen Verfügung und einer Unterlassungsklage, woraufhin zahllose Internet-User Mirrorsites der betreffenden Seite veröffentlichten, mit dem Ziel, Scientology entweder zu einer Flut von Prozessen oder zum aufgeben dieser Prozesse insgesamt zu zwingen. Diese und viele andere Beispiele belegen, daß das Internet durch seine spezielle Struktur durchaus ein demokratisches und politisches Potential bietet, indem es auch den Einzelnen, Machtlosen und kleinere Gruppen sozusagen zu Autoren des Welttextes macht, indem es die Produktionsmittel der Information in die Hände aller Nutzer legt.

Wenn allerdings vom hochdemokratischen Potential im Sinne von Gleichheit aller Nutzer des Internet die Rede ist, sollte nicht unerwähnt bleiben, daß diese demokratischen Strukturen bislang auch oft lediglich innerhalb des Internet als gesellschaftsähnlichem Gebilde gelten; da die Voraussetzungen für einen Internet-Zugang - also Computer, Modem, Internet-Account -noch (?) relativ teuer sind, ist der Zugang vielen Menschen, vor allem in den ärmeren Ländern der Welt, bislang verwehrt. Es besteht durchaus die Gefahr, daß sich der Vorsprung der Industrienationen bei kontinuierlichem Wachstum und damit auch wachsender Wichtigkeit des Internet vergrößert, wenn Zugriff auf Information möglicherweise noch mehr als bisher eine Frage des Geldes ist.

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