Überholen der Vergaser der GS 400
Sachverstand2 @ geocities.com:
14. Oktober 2005
Wenn eine GS400
- nicht sofort anspringt;
- einen unrunden oder gar keinen Leerlauf hat;
- im unteren (2000-4000) Drehzahlbereich nicht wegzieht, sondern
spotzt, ruckelt, knallt oder einfach unwillig erscheint;
- bei Geschwindigkeiten unter 100 km/h mehr als 5 l/100 km aus dem
Tank holt;
dann könnte die Ursache hierfür im Vergaser liegen.
Die Dinger auszubauen, zu überholen und wieder dranzubauen, macht
normalerweise viel Arbeit, zerrt an den Nerven und ist auch ansonsten
unerfreulich. Zudem ist es komplett unnütz, sofern nicht folgende Teile
vorher überholt bzw. eingestellt worden sind:
- Ventilspiel;
- Zündung;
- Zündungsverstellung;
- Zündkerzen-Abstand;
- Leerlauf und Synchronisation;
- Auspuff incl. Schalldämpfereinsätze.
Wenn man sich so überzeugt hat, daß es alle diese einfachen Sachen NICHT
sind, muß man an die Vergaser denken. Ich schlage vor, daß man sie EINMAL,
und zwar RICHTIG, überholt: Dann braucht man sie die nächsten 30.000 km
nämlich nicht mehr anzugucken.
Ich gehe von einer durchschnittlich erhaltenen GS400 aus, mit den üblichen
Macken, und leider nicht so unverbastelt, wie wir sie gerne hätten. Das
wollen wir beheben mit dem Ziel, die Dinger wieder in den Zustand zu
versetzen, in dem sie aus dem Werk kamen, denn einen besseren Zustand haben
sie vermutlich nie gehabt.
Ach übrigens: Es ist entsetzlich mühsam, die anfallenden Arbeiten
vollständig und in der richtigen Reihenfolge zu beschreiben. Noch mühsamer
zu beschreiben ist
- die Funktion;
- den Platz;
- das Aussehen von heilen, verschlissenen und defekten Teilen und
- das entsprechende Maschinenverhalten.
Deshalb gebe ich allgemeines zur Funktionsweise von Gleichdruck-Vergasern
in http://www.geocities.com/sachverstand2/mop.htm.
Typ |
Mikuni BS34, Gleichdruckvergaser
mit Zentralschwimmer |
Schwimmerkammer ist integriertes
Teil des Ganzen |
Hauptdüse |
112,5 |
auf der Hauptdüse eingeschlagen.
Durchmesser = 112,5 * 1/100 mm =
1,125 mm |
Luftdüse |
0,6 |
Durchmesser der Zusatz-
oder Bremsluftdüse: 0,6 mm
(sitzt im Ansaugschlund) |
Nadeldüse |
Y-0 |
Typnummer, eingeschlagen in Nadeldüse |
Düsennadel |
AF 23-2 lt. Rep.-Anleitung;
4F 23 tut genausogut |
Typnummer, in Düsennadel eingeschlagen.
Der Splint (eigentlich: Axial-
Wellensicherungsring; auch: Floh)
kommt in die 3. Kerbe (von oben gezählt). |
Leerlaufdüse |
20 |
Durchmesser: 0,2 mm |
(sitzt mitten in der |
|
|
Schwimmerkammer-Dichtfläche) |
|
|
Leerlaufluftdüse |
1,3 |
Durchmesser: 1,3 mm
(sitzt im Ansaugschlund) |
Kolbenfeder |
154 +- 10g bei 60,8 mm |
kann man mit Briefwaage testen |
Luftschraube |
0,75 bis 1,25 Umdrehungen offen |
eine GS400 müßte anspringen, wenn
man die CO-Schrauben ca. 1 Umdrehung
weit öffnet |
Schwimmerstand |
26,3 +- 1,0 mm |
die Oberkante der Schwimmerkörper muß 26,3 mm
von der Dichtfläche des Gehäuses entfernt sein,
wenn das Schwimmerventil geschlossen ist.
Da die Körper einen Durchmesser von 30 mm haben,
müssen also 4 mm hinter der Dichtfläche verschwinden. |
Luftfilter |
Naßluftfilter, auswaschbar |
Das bedeutet, daß Sie nicht alle Jahre
wieder 70 DM für einen Papierfilter ausgeben
müssen! Das Ding ist wiederverwendbar, außer es
ist weggebröselt.
|
- neue Dichtungen kaufen;
Der Zustand der alten Dichtungen ist unbekannt. Wir wollen nicht
riskieren, daß die Remontage hieran scheitert.
- Tank abbauen
- Stecker des Unterdruckschlauches zum Benzinhahn ziehen, statt
Schlauch von Stutzen abzuschrauben;
- Benzinschlauch mit kleiner Zange vorsichtig abzupfen;
- vordere Gummiauflagen des Tanks abziehen und sicher verwahren.
- Schlauchschellen an Einlaß- und Auslaßseite der Vergaser lösen
und zwar so weit wie möglich, ohne daß die Schrauben rausfallen
- je zwei Schrauben lösen, die Distanzstücke und Gummiteile am
Zylinderkopf halten
- Ein verschraubter Zustand dieser Schrauben ist sehr
unerfreulich.
- Gewinde im Zylinderkopf nicht beschädigen!
- Die Schrauben entnehmen, nachdem die Distanzstücke ein
wenig gedreht wurden.
- Schraubenzieher zwischen Schwimmerkammer und
Steuerkettenspanner einsetzen, Vergaser nach hinten hebeln und
Distanzstücke und Gummistücke entnehmen
- Vergaser etwas nach unten kippen und vorsichtig nach rechts
herausnehmen
Dabei keine Kabel, Züge oder Gummiteile beschädigen.
- Gaszüge herausfummeln
- Mit 10er Maulschlüssel die Konterungen für die Gaszüge lösen.
- Lassen Sie die Muttern ungefähr so, wie sie waren, das
erleichtert die Remontage.
- Vergaser nach hinten unten kippen und leerlaufen lassen
Ein Öko-Schrauber fängt das Benzin in einem Metallbecher auf und
füllt es wieder in den Tank.
- Vergaser auf eine große, saubere, extrem gut beleuchtete
Werkbank verbringen.
Leider können die verschiedenen kleinen Kanäle und Düsen nur mit dem Rauch
einer Zigarette oder unter Wasser zufriedenstellend überprüft werden.
Das Teilen der Vergaser ist zum Überholen von Membran und/oder
Schwimmerkammer nicht erforderlich, nur zum Überholen des Chokes.
- Verbindungsschiene abschrauben
- Verbindungsplatte abschrauben
- Klemmschrauben der Chokewelle weit genug lösen
- Chokehebel abschrauben
- Chokewelle ziehen. Dabei fallen die beiden kleinen Federn und die
beiden kleinen Kugeln heraus und bleiben in der Werkstatt unauffindbar.
- Verbindungsschlauch vorsichtig abzupfen.
Dabei springt an der Drosselklappenwelle die Verbindungsnase des
linken Vergasers aus der Spannmimik des rechten.
Abschrauben, auseinanderschrauben, gängig machen, Dichtungen überprüfen,
fetten, wieder zusammenschrauben.
Aber noch nicht wieder an Vergaser anschrauben.
- Schwimmerkammer abschrauben
Dichtung prüfen, ggf. erneuern.
- Schwimmerhöhe prüfen
Vergaser mit Unterseite nach oben halten, so daß Schwimmernase
gerade eben auf Schwimmerventil aufliegt. Beide Schwimmerkörper
müssen nun 4 mm unter die Dichtfläche tauchen. Ggf.
ventilbetätigende Nase der Schwimmer entsprechend verbiegen.
Zum korrekten Vollaufen der Vergaser soll in völlig entlastetem Zustand der
Abstand zwischen Schwimmerkörpern und Dichtfläche 2 mm betragen. 3mm sind
auch möglich, jedoch stößt in diesem Fall der eine Schwimmerkörper auf eine
im Boden der Schwimmerkammer angebrachte Gußnase. (Das tut er normalerweise
nicht, weil er ja auf dem Benzin in der Kammer aufschwimmt, aber man muß es
ja nicht provozieren.)
Zum Einstellen dieses Abstandes muß der gesamte Schwimmerkörper verbogen
werden. Zu diesem Zweck faßt man die Brücke, die beide Schwimmer verbindet,
mit einer Flachzange direkt am jeweiligen Schwimmerkörper an und richtet den
Schwimmer aus. (NIEMALS die Brücke tordieren!) Bei beiden Schwimmern.
Anschließend muß natürlich die Schwimmerhöhe durch Verbiegen der
ventilbetätigenden Nase neu eingestellt werden.
- Schwimmerachse herausstoßen
- Schwimmer entnehmen
Schwimmer schütteln. Wenn darin Benzin gluckert, ist er undicht.
Schwimmer mit Zange in heißes Wasser halten. Wenn Luft herausperlt,
ist er undicht. Loch zulöten oder Schwimmer ersetzen.
- Schwimmernadelventil entnehmen
Die Nase sollte noch Federkraft aufweisen. Ggf. mit Kriechöl wieder
gängig machen.
Der Dichtkegel sollte keine sichtbare umlaufende Nut aufweisen.
Ggf. Dichtigkeit überprüfen.
Ventil und Ventilgehäuse immer gemeinsam auswechseln.
- Schwimmerdüse abschrauben
Dichtung prüfen. Sieb entfernen (Achtung! Brüchiger Kunststoff!) und
mit Benzin und Zahnbürste putzen. Benzinkanal mit Wasser oder auch
Benzin spülen.
- Hauptdüse abschrauben
Durchgang prüfen, ggf. mit Roßhaar freipulen.
- Mischrohr abziehen
Durchgang prüfen, ggf. mit Roßhaar freipulen. Gummiring prüfen.
Verschleiß an der Innenseite des Mischrohrs ist kaum festzustellen.
- em Leerlaufdüse abschrauben
Durchgang prüfen, ggf. mit Roßhaar freipulen.
- Chokedüse mit Rauch prüfen
Die Chokedüse sitzt am Ende des einsam in die Gegend rüsselnden
Rohres.
Der Rauch kommt aus den Löchern am Rohransatz und (bei
abgeschraubtem Choke) aus der freigelegten Öffnung.
- Beide Luftdüsen mit Rauch prüfen
Vergaser mit Kopf nach oben halten und von hinten, auf den Einlaß,
gucken. Rechts und links am Einlaßschlund sind je 2 Löcher. Die
großen Löcher enden blind, das kleine rechte enthält die
Zusatzluftdüse, das kleine linke die Leerlaufluftdüse. (Das obere
Langloch ist die Entlüftung des unteren Kolbenarbeitsraumes).
Der Rauch kommt in beiden Fällen in der Mitte der Dichtfläche
heraus.
Ggf. Roßhaar benutzen.
- Leerlaufbenzinkanal mit Rauch prüfen
CO-Schraube entfernen. Dichtring kontrollieren. Feder ggf. durch
Langziehen etwas nachspannen.
Falls die Spitze der Schraube fehlt: Neue Vergaser kaufen.
Rauch in das CO-Schraubenloch blasen. Der Rauch kommt am oberen Rand
der Drosselklappe sowie an der Leerlaufdüse heraus.
- Nadeldüse in Schwimmerkammer einsetzen und am oberen Ende
rütteln, dabei unteres Ende der Düse durch das Hauptdüsenloch
beobachten.
Theoretisch soll hier 0mm Spiel sein. Spiel bis zu 1 mm scheint
jedoch unkritisch zu sein. Das Benzin geht augenscheinlich lieber im
Inneren der Nadeldüse entlang als außen dran vorbei und dann durch
die Luftlöcher wieder nach innen.
Dies läßt Rückschlüsse auf den allgemeinen Verschleißzustand der
Vergaser zu. Für die Vergaser wäre ein Einschrauben der Nadeldüse besser
gewesen als ein Einstecken, aber Herr Suzuki hat aus Kostengründen
anders entschieden.
- CO-Schraube mit Feder wieder einsetzen.
CO-Schraube handfest (mit spitzen Fingern!!! Ganz vorsichtig!!!)
andrehen, anschließend 1 ganze Umdrehung zurück.
- Anschlag der Drosselklappe zurückdrehen.
Von Drosselklappenseite in Vergaser blasen, muß dicht sein.
Neueinstellung s. 4.5.
- Entlüftungs- und Überlaufschläuche mit Rauch prüfen.
- Schwimmerkammer komplettieren und zuschrauben.
- In oberes Langloch am Ansaugschlund blasen.
Der Kolben muß nun ruckfrei nach oben gleiten.
Mund wegnehmen - genauso ruckfrei, in höchstens 1 sec, nach unten.
- Kolben nochmals hochblasen und dabei Langloch mit Finger
verschließen.
Ein dichter Kolben braucht 9 sec oder mehr, bis er wieder unten ist.
- Oberen Vergaserdeckel abschrauben.
Deckel dabei festhalten, von innen drückt eine Feder. Die
Gummimembrane kostet neu DM 178,40 - also bitte äußerste
Vorsicht!!!
- Kolben und Membrane vorsichtig herausoperieren.
Lochscheibe und Düsennadel herausschütteln.
Durchgang der Lochscheibe prüfen.
- Düsennadel-Nummer prüfen.
- Prüfen, ob das offene Loch am Kolbenboden genau in
Drosselklappenrichtung zeigt und beide Membrannasen in ihren
Aussparungen liegen. Wenn nicht, Kolben und Membran korrekt
ausrichten.
- VORSICHT! Undichtigkeiten führen zum Ersatz der TEUREN
Teile!
- Durch vorsichtiges Ziehen ringsum an der Membran, unter Zugabe von
Kriechöl, löst sie sich allmählich vom Kolben.
- Man kann sie dann richtigherum drehen, ja sogar manchmal ohne
Beschädigung abnehmen.
- Dichtigkeit an der oberen Dichtfläche prüfen:
Deckel ohne Membran und ohne Feder auf den Vergaserkörper legen.
Auf alle 4 Ecken drücken. Wenn der Deckel wackelt, ist er nicht dicht.
Gegen helle Lichtquelle durch die Dichtfläche gucken. Wenn Licht
durchscheint, ist der Deckel nicht dicht.
Abhilfe1: Vergaser-Oberseite und Deckel-Unterseite auf einer
ebenen Glasfläche mit 400er Papier geradeschleifen.
Abhilfe2: Basteln Sie einen Dichtring, Außendurchm. 77mm,
Innendurchm. 67mm, aus Haushalts-Schwammtuch. Das ist ein ca. 4mm
starkes Material, das es in grellen Farben (gerne gelb oder rosa)
in jedem Supermarkt gibt. Format: 20x18cm o.ä.
Es läßt sich mit den Vergaserschrauben auf 0,5mm zusammenziehen und
dichtet Unebenheiten bis 1mm zuverlässig ab.
Dieser Dichtring kommt zwischen Gummimembran und Deckel.
- Verschlissene Teile auswechseln.
- Alle Teile wieder montieren.
- Benzinschlauch und Verbindungsschnapperei der Drosselklappen
zusammenfügen.
- Schiene, Platte und Chokewelle (mit Klemmhebeln) montieren.
- Anfangsleerlauf einstellen:
- Anschlagschraube herausdrehen, bis Drosselklappe frei ist.
- Anschließend Anschlagschraube soweit eindrehen, daß an der Oberkante der
rechten Drosselklappe das 1. Übergangsloch halb zu sehen ist.
- Synchronisierschraube so einstellen, daß das auch im linken Vergaser der
Fall ist.
- CO-Schrauben GAAANZ VORSICHTIG bis Anschlag hineindrehen.
- CO-Schrauben 1 bis 1,5 Umdrehungen herausdrehen.
Wie üblich: in umgekehrter Reihenfolge.
ACHTUNG Dünnere Hauptdüsen haben folgende Effekte:
- Das Frischgas wird magerer.
- Der Motor bekommt weniger Benzin.
- Der Motor wird heißer.
- Heiße Motoren verschleißen schneller und gehen vielleicht kaputt.
Fazit Dünnere Hauptdüsen machen den Motor vielleicht kaputt.
ACHTUNG Tiefergehängte Düsennadeln haben folgende Effekte:
- Das Frischgas wird magerer.
- Der Motor bekommt weniger Benzin.
- Der Motor wird heißer.
- Heiße Motoren verschleißen schneller und gehen vielleicht kaputt.
Fazit Tiefergehängte Düsennadeln machen den Motor vielleicht kaputt.
Man glaubt es kaum, aber der häßliche Plastikbehälter zwischen
Luftfiltern und Vergaser ist für die Maschine lebenswichtig.
Er hat oben einen Stutzen, wo der Schlauch vom Motor-Entlüfter-Dom
angeschlossen wird. Die traurige Nachricht: Ein alter Motor mit viel
Blow-By bläst hier viel Luft rein, folglich ist bei Vollgas das
Gemisch nicht mehr so fett, folglich wird der Motor heiß und geht
schneller kaputt.
Diesen Stutzen aus Sicherheitsgründen zu verschließen betrachte ich als
weise. Den Schlauch sollen Sie aber verlängern und in den
Luftansaugsturzen am Luftfilter führen. Da kommen nämlich hochgiftige,
krebserregende, partiell angekokelte Kohlenwasserstoffe heraus, und die
gehören nicht unverbrannt in die Umwelt.
Der häßliche Behälter hat auch unten einen Stutzen, wo Suppe ablaufen
soll. Mein Rat: Schlauch dran, Ende verstopfen. Suppe gelegentlich
ablaufen lassen, wenn der Motor gerade steht.
Überholen der Vergaser der GS 400
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