Wozu eigentlich in die Alpen?

sachverstand2 @ geocities.com

Sonntag, 25.04.2004

Seit x Tagen hält [gestrichen wg. Vereinbarung vor OLG FFM vom 26.11.2006] Seit x Tagen hör ich von allen Seiten, daß das zwar nicht legal sei, daß ich aber im Sinne einer mittelfristigen Lösung zum Besten [gestrichen wg. Vereinbarung vor OLG FFM vom 26.11.2006] die Füße stillhalten soll.

Das sagt sich so leicht. Manchmal, selten, höre ich [gestrichen wg. Vereinbarung vor OLG FFM vom 26.11.2006] trösten. Das wär nicht legal.

Meistens ist aber keiner von den beiden da. Ich weiß dann auch nicht, wo sie sind. Und obs ihnen gut geht. Oder sie vielleicht krank sind. Oder ob sie überhaupt noch leben. Ich weiß nichts. [gestrichen wg. Vereinbarung vor OLG FFM vom 26.11.2006] Das ist zwar nicht legal, ich soll aber die Füße stillhalten.

Scheiss-Situation.


Natürlich sitze ich gelegentlich vorm Haus und gucke, ob meine Kleinen vielleicht vorbeikommen. Natürlich kann ich dabei die Finger nicht stillhalten und bastel an meinem Mopped. 150 km/h stehen im Brief, ja dann wolln wir mal schauen.

Ich könnte natürlich auch zum Haus [gestrichen wg. Vereinbarung vor OLG FFM vom 26.11.2006] gehen und klingeln und warten bis keiner aufmacht. Oder das Tor wegsprengen, die Haustür eintreten und [gestrichen wg. Vereinbarung vor OLG FFM vom 26.11.2006] Vor dem erneuten Runterfallen von Treppen zum Beispiel. Oder acht Stunden Fernsehen am Tag. Aber das wär nicht legal.

Na jedenfalls ist die Suzi jetzt wieder in Original-Zustand. Ich hatte kurz die Krawall-Luftfilter von DeLo drangemacht und festgestellt, daß sie damit bei 5000 rpm und Vollgas zwar ordentlich Gezeter machte, aber dennoch nicht schneller lief als 110 km/h. Also - mir war's zu laut. Also Rückbau. Dabei hab ich auch gleich den Schwimmerstand auf wenig Benzin korrigiert, die 112er Hauptdüsen eingesetzt, die Nadel (verschlissen wie sie nunmal ist) auf die erste Kerbe von oben gesetzt, die Luftrüssel im Luftfilterkasten um 30 Grad nach unten gedreht und den Fliehkraftversteller wieder freigemacht: 10 Grad vor OT bei Leerlauf, 40 Grad vor OT ab 4000 rpm. Das ist so früh und so mager, daß sie gelegentlich klingelt - das kriegt man aber durch Gaswegnehmen und Runterschalten weg.

Bei der anschließenden Probefahrt gefiel mir diese Abstimmung eigentlich ganz gut. Höchstgeschwindigkeit ist ja nur eines von vielen Kriterien in der Leistungs-Beurteilung eines Moppeds, weitere wären gute Dosierbarkeit (auch: ''hängt gut am Gas''), ein kräftig durchziehendes Drehmoment ohne das fürchterliche Loch bei 5000 rpm (yes Sir), Zuverlässigkeit bei viel zu wenig Öl drin (yes Sir), und ich möchte zudem eine gewisse Mühelosigkeit haben - also daß sie beim Öffnen des Gashahns munter davonzieht, ohne zu mucken und zu spucken. Wie gesagt: gefiel mir.

Ich will ja dieses Jahr mal wieder durch die Alpen donnern, also suchte ich auch der Landkarte eine vergleichbare Topografie, aber in einer Richtung, wo ich noch nicht gewesen war. Ah, hier ist die Pfalz, mit'm Soonwald, da führt eine verheißungsvoll geschlängelte Linie drüber, nee zwei, nee drei??? Und noch eine, von Rheinböllen (was fürn bekloppter Name) nach Bacharach. Und eine dritte, von Lorch nach Bad Schwalbach.

Jou. Denn hab ich nicht lange gefackelt, sondern bin über die B486 und die A60 nach Mainz-Lerchenberg gedüst (mit stellenweise 120 auf'm Tacho) und dort Richtung Süden (Sprendlingen). Auf der Karte kommt's nicht richtig raus, aber die Gegend ist voller relativ steiler Hügel, und warm isses auch. Was Wunder, daß auf den Hängen überall pestizidverseuchte Weinäcker sind und in den Dörfern überall Winzereien. Die von der geistigen Armseligkeit der Leute leben.

Und das wenn nicht gut, dann wenigstens dauerhaft. In dieser von Menschen überformten Kulturlandschaft ist seit 1000 Jahren nichts passiert, und die Chancen stehen gut, daß das auch die nächsten 1000 Jahre so bleibt, schließlich gibt es hier nix Wertvolles zu holen. Anders als in Hannover, Wolfsburg oder Berlin.

Meine Bemühungen Bad Kreuznach zu umgehen sind erfolgreich, ich muß nur mit dem schönsten und besten Mopped der Welt durch 2 Baustellen und an mehreren nutzlosen rot-weißen Schildern vorbei. Und dann gehts von Winterbach nach Tiefenbach.

Ooooooops! Zwar ist die Straße gewölbt, voller Flicken, unübersichtlich, voller enger Kurven mit wechselnden Radien und nur 5 Meter breit. Trotzdem ärgert es mich, daß ich nun schon zum dritten Mal auf der Gegenfahrbahn gelandet bin. Den Rest der Straße fahr ich ruhig, ist eh nix zum Überholen da, nur Wald, Kurven und das räuberische, rhythmische1 Gebrüll der Suzi.

Die Straße nach Rheinböllen ist ziemlich langweilig: nach EU-Maßgabe entkurvt und kastriert. Die nach Bacharach ist auch nicht soooo interessant: es sind die vier versprochenen Haarnadelkurven drin, und das wars.

Dafür ist das Dorf selber recht interessant. Es liegt westlich vom Rhein an einem relativ steilen Hang (wie 50 andere Dörfer hier in der Gegend auch). Die Einwohner leben vom Abzocken der Touristen und dem Erzeugen und EU-gewollten Wegkippen von alkoholischen Getränken. Es ist so steil, daß die Straßen steiler und enger sind als an den meisten Alpenpässen, und die Kurven schärfer. Und die Fachwerkhäuser im Zentrum (wo auch parkende Autos abgezockt werden) sind sehr verbogen. Jedenfalls die, die ca 30m über dem Rhein-Wasserspiegel liegen.

Ich mag das ja gar nicht glauben. Die Mini-Alpen liegen quasi vor meiner Haustür (o.k., 70km sinds schon, aber trotzdem), und ich wußte nix davon? Ich fahre zum nächsten Dorf namens Manubach. Es liegt 1 km vom Fluß weg, also deutlich höher... und die Straßen wurden seit 100 Jahren nicht im Verlauf geändert, sie sind immer noch klein, eng, schmal, steil und spaßig zu fahren.

Auf dem Weg wieder runter zum Fluß (in Niederdiebach ist die Fähre, eine Brücke gibt's in Mainz und dann wieder in Koblenz) gucke ich mir die Gärten hinter den Häusern an. Also wenn ich jetzt anhalte und dabei pechhaftigerweise nach rechts umfalle... dann purzeln meine Suzi und ich wahrscheinlich durch den ganzen 30m langen Garten... und die Suzi bleibt vor dem Mäuerchen unterm Wohnzimmerfenster liegen, ich aber bin leichter, fall durchs Fenster und bleib im Wohnzimmer liegen. Entweder regnet es hier nie richtig (sonst würden die Häuser samt der Erde, auf der sie stehen, in den Fluß gewaschen), oder die haben unter den Häusern heimlich die Erde weggescharrt und auf den Schiefer gebaut, womöglich noch Keller hineingebohrt zum Gären von Alkohol. Ohne Entlüftung.

Für heute staune ich nur, was für ein anpassungsfähiges Lebewesen der Mensch ist, und mache mir keinen Kopf um Leute, die zB Handbremsen unglaublich wichtig, Anlasser aber dafür unwichtig finden. Es dürfte aber schwer sein für die, sich im Rodgau einzuleben: hier steht stets irgendwo ein Hang, in dessen Falten man sich verstecken könnte - im Rodgau kann man kilometerweit geradeauslaufen und hat dabei stets die Sonne im Gesicht.

Kennen Sie die Straße von Lorsch nach Bad Schwalbach? Nein? Fahren Sie sie. Sie ist zwar für Moppeds auf 60 km/h beschränkt, aber in Kurven ist schwierig blitzen, und... sie besteht aus Kurven.

Ich hielt kurz und blätterte in der Karte. Der Rodgau ist flach. Der Ingelheimer Grund ist hügelig. Der Soonwald ist bergig. Was passiert eigentlich, wenn man in dieser Richtung weiterfährt? - Dort liegt der Hunsrück. Eine Geschichte voller Mißverständnisse. Der Hunsrück ist einerseits ein langweiliges deutsches Mittelgebirge, strukturschwach und auf Flugplatz Hahn angewiesen. Andererseits hat die Hunsrück-Karte verteufelte Ähnlichkeit mit der Schweiz, südlich vom Bodensee.

* wird fortgesetzt *

Wiesbaden lag zum Glück schnell hinter mir, und schon ging's nach Hause. Was würde ich dort vorfinden? [gestrichen wg. Vereinbarung vor OLG FFM vom 26.11.2006] Oder doch nur wieder keine Information über gar nix?


Fußnoten

... rhythmische1
Scheiß auf die neue falsche Rechtschreibung!



2005-10-15