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Fernbedienung : Bauarten und Funktion
Vom Sender zum Empfänger
Wir kennen mittlerweile zur Genüge die funkferngesteuerten Modelle der
Firmen Dickie und Nikko:
- rechter oberer Knopf = rechter Motor an.
- rechter unterer Knopf = rechter Motor an, aber andersrum.
- linker oberer Knopf = linker Motor an.
- linker unterer Knopf = linker Motor an, aber andersrum.
Zum Fernsteuern eleganter Modelle reicht das nicht, aber es gibt schon
ein gutes Gefühl, wenn ein Haufen China-Schrott, 4m entfernt auf dem
Boden, ziemlich genau das macht was er soll.
Intern funktioniert das so:
- Im Sender ist eine Elektronik, die kontinuierlich die Knöpfe
abfragt. Wenn keiner gedrückt ist, sagt sie nix, und das Modell
macht dann auch nix.
- Falls ein Knopf gedrückt ist, sagt sie das auf elektronisch. Ich
weiß nicht genau, wie: zB könnte sie für die Knöpfe 1, 2, 3 die
Frequenzen 1000Hz, 2000Hz und 3000Hz aktivieren. Oder die Bitfolgen
0001, 0010, 0011, zB in 8N1-Notation.
- Wenn die Elektronik merkt, daß es was zu senden gibt, schaltet
sie den Sender ein. Der sendet auf den bekannten Frequenzen 27MHz
oder 40MHz und moduliert das Aktivierungs-Signal auf diesen Träger.
Ob per AM (Amplitudenmodulation) oder FM (Frequenzmodulation), weiß
ich nicht.
Diese Wellen im MHz-Bereich haben jedoch eine Chance, das Modell
zu erreichen.
- Das Modell fährt, schwimmt oder fliegt durch einen irren
Frequenzwirrwarr. Es empfängt kontinuierlich alle Radio- und
Fernsehsender, den Polizeifunk, LW, KW, UKW und ggf. seine
Steuersignale auf 27 oder 40MHz.
- Das Modell interessiert sich gar nicht für Polizeifunk. Seine
Elektronik filtert deshalb zunächst alles weg, was nicht auf der
Befehlsfrequenz liegt.
- Das bedeutet: Wenn man Sender oder Empfänger verstellt, so daß
sie nicht dieselbe Frequenz benutzen (zB 26 MHz Sender / 27MHz
Empfänger), wird sich das Modell überhaupt nicht rühren.
- Ferner: Falls da noch ein Sender mit derselben Frequenz ist, wird
das Modell auch auf diesen hören und versuchen, seine Signale als
Befehle zu interpretieren.
- Bereits in den 70er Jahren hat das die Modellbauer gestört, darum
haben sie höchst inoffiziell die Frequenzen um 27 MHz in viele
Kanäle mit 25kHz Abstand aufgeteilt:
26,900 - 26,925 - 26,950 - 26,975 - 27,000 - 27,025 - usw.
Diese Frequenz-Genauigkeit ist nur mit Quarzen einzuhalten. Deshalb
haben hochwertige Modelle im Sender und im Empfänger je einen
Steckplatz für einen Quarz.
- Schön. Nachdem der Empfänger nun die richtige Frequenz
herausgefischt hat (auf der hoffentlich seine Befehle sind), wird
er das Signal demodulieren. Und dann hat er die Information, welche
Knöpfe gerade gedrückt sind - zB in der Form 1000Hz + 3000 Hz (was
bedeutet: Knopf 1 und 3 sind gerade gedrückt) oder als 0000 0010,
was bedeutet: Knopf 0 (nanu?) und Knopf 2 sind gedrückt.
- Weitere Elektronik dekodiert das und schaltet die entsprechenden
Motoren an oder aus.
Zusammenfassung:
Die Signale der Knöpfe werden
- kodiert (damit man sie über die Trägerwelle verschicken kann);
- auf die Trägerwelle moduliert und verschickt;
- vom Empfänger herausgefiltert - demoduliert - dekodiert.
Diese schöne Aufgabe übernimmt bei den Dickie-Modellen ein 3x3mm
großer IC, der unter einem Tropfen schwarzem Harz auf der Platine
versteckt ist.
- Anschließend ausgeführt.
Die Motoren saufen dabei aber mehr Strom, als der IC vertragen kann,
drum werden die Befehle über Transistoren verstärkt. Die
Transistoren sind entweder "normale" Plastik-Zylinder mit drei
Beinchen oder 0,5x1x2mm "große" aufgeklebte Kistchen mit ebenfalls
drei Beinchen von ca 1,5mm Länge.
Proportional
Dieses Verfahren setzt Modelle in Gang - aber für weiterentwickelte
Steueraufgaben eignet es sich nicht.
Sie fahren ihr Auto ja auch nicht Vollgas - nichts - Vollgas - nichts -
Vollbremsung, sondern benutzen die vielen Zwischenschritte wie Halbgas,
Viertelgas, usw.
Sie lenken Ihr Auto ja auch nicht durch nichts - maximaler rechter
Einschlag - nichts - maximum rechts - nichts - maximum links, sondern
benutzen die vielen Zwischenschritte.
Proportional bedeutet: wenn Sie am Steuergerät 50% von Vollgas
verlangen, stellt das Modell - möglichst ohne Verzögerung - ebenfalls
auf 50 % Vollgas.
Proportional bedeutet: Wenn Sie 5 % vom maximalen Links-Ausschlag
verlangen, stellt das Modell genau das ein.
Sender : Abtasten
Üblich sind Fernbedienungen mit zwei "Joysticks", von denen jeder nach
links-rechts (1 Kanal) bzw. oben-unten (noch ein Kanal) bewegt werden
kann. Sie betätigen (über Kardan-gelenke?) Potentiometer.
Potentiometer sind Spannungsteiler. Sie teilen die Betriebs-Spannung
gemäß der Hebelstellung herunter.
Beispiele:
- Potentiometer liefert 100% der Betriebsspannung (UB) :
Hebel ist am oberen Anschlag.
- Potentiometer liefert 50% der Betriebsspannung (UB) :
Hebel ist in der Mitte.
- Potentiometer liefert 10% der Betriebsspannung (UB) :
Hebel ist in der Nähe vom unteren Anschlag.
Sender : Kodieren
Man kann keine Spannungen direkt zum Empfänger schicken, sondern muß
sie kodieren.
- Entweder man schickt sie über ein RC-Glied und wandelt sie in
einen Spannungsstoß.
Beispiel: 1ms Spannungsstoß bedeutet 0%. 6ms Spannungsstoß bedeutet
50%. 11ms Spannungsstoß bedeutet 100%.
Dieses RC-Gied (ein Schwellwertschalter mit einem R (Widerstand) und
einem C (Kondensator) davor) gab der RC-Fliegerei ihren Namen. Er
wird heutzutage aber auch als "radio controlled" verstanden.
- Oder man schickt sie durch einen Analog-Digital-Wandler
(A/D-Wandler) und verschickt die resultierende Bitfolge.
ZB 00000000 = 0%, 10000000 = 50 %, 11111101 = 100%.
Oder, für Knopf 1 (0001) auf 6/16 = 37,5% : 00010110.
Dieses ermöglicht proportionale Steuerung mittels digitaler Signale.
Sauberer, kräftiger, zuverlässiger. Und mit mehr apparativem
Aufwand, also teurer. Name: digital-proportional.
Empfänger
Der Empfänger muß die Signale wieder herausfischen und dekodieren.
Zum Dekodieren muß er die Sprache des Senders verstehen. ZB:
"Der erste Spannungsstoß ist für Knopf 1. Der zweite Spannungsstoß ist
für Knopf 2." Usw.
Damit kann der Empfänger die Soll-Spannungen für jeden Joystick
herausbekommen.
Wunderbarerweise sind die Empfänger heutzutage so gebaut, daß sie hier
enden. Die Betätiger, die Stellmotoren für Höhenruder und Vergaser, sind
separat und heißen Servos.
Servos
Ein Servo hat drei Kabel: Betriebsspannung, Sollspannung und Masse. Und
ein Ärmchen am Ausgang des Untersetzungsgetriebes.
Aus der Betriebsspannung zieht er seine Energie. Die Sollspannung kommt
vom Empfänger über einen simplen Dreier-Stecker, die Masse auch.
Jeder Servo hat einen Dreier-Stecker am Empfänger.
Eigentlich ist ein Servo ziemlich dumm. Er sieht seine Sollspannung (vom
Empfänger) und seine interne Ist-Spannung (von einem Poti an der
Motorwelle). Wenn sie nicht gleich sind, läßt er den Motor anlaufen, bis
sie gleich sind. Das dauert 1 bis 2 Zehntelsekunden.
Er hinterfragt nicht, ob seine Soll-Spannung vernünftig ist. Er
weiß nicht, ob er ans Höhenruder oder an den Fahrtregler
angeschlossen ist. Er kann nur den Getriebearm exakt so einstellen,
wie der Hebel am Sender eingestellt ist. Mehr nicht.
Servos gibt es in allen Stufen von klein. leicht und schwach bis groß,
schwer und kräftig.
Am Ausgang des Servos sitzt also ein Getriebeärmchen. Dort wird
üblicherweise ein Draht eingefädelt, der dann die Ruder oder den
Drehschieber des Vergasers betätigt.
Modellautos haben eine besondere Leerlaufstellung. Beim Ziehen des
Gasgriffs geben sie Gas. Beim Drücken des Gasgriffs gehen sie rückwärts,
über Leerlauf hinaus (der Motor hat eine Fliehkraftkupplung und geht
davon nicht aus) und betätigen die zentrale Scheibenbremse.
Flugregler
Moderne Flieger haben die LiPo-Akkus (Lithium-Polymer). Die wiegen
nichts und geben unglaubliche Mengen an Strom.
Sie dürfen nicht tiefentladen werden und haben eine merkwürdige
Spannung: 3,6V oder Vielfache davon.
Moderne Motoren haben keine Bürsten mehr, weil die die Ströme nicht
überleben würden. Sie sind als Drehstrom-Asynchron-Motoren gebaut.
Witzigerweise ähneln sie sehr der Lichtmaschine der Suzuki GS400:
innen sitzt das Spulenpaket (stillstehend), ganz innen rotiert die
Propellerwelle, außen sitzen die Magnete (rotierend). Aus hochremanentem
Barium-Strontium-Yttrium-FragMichWas.
Da haben wir also auf der einen Seite den Empfänger, der die
Sollspannung generiert, und auf der anderen Seite einen Motor, der
Drehstrom verarbeiten will. Da muß ein weiteres Stück Elektronik
dazwischen, der das eine in das andere umwandelt: der Flugregler.
(Der eigentlich ein Motorensteuerer ist.)
Ich komme auf 6 Kabel: 3 für Drehstrom, UB, Sollspannung und Masse.
Moderne Flugregler kosten zwischen 20 und 50 Euro und liefern 10 bis 30
Ampere Strom. Moderne Motoren haben zB 100W bei 50Euro Kosten.
Der Flugregler ist also ein Spezial-"Servo" für den Elektromotor.
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