11.12.97

Es ist der 11.12.97 und 6 Uhr morgens. „Wir fahren ja heute nach Dachau. Cool, einen Tag schulfrei" geht es mir durch den Kopf. Als ich im Bus später durch Dachau fahre, denke ich noch nicht an das KZ. Wir steigen aus. Es regnet. „Cool, keinen Regenschirm, keine wasserdichte Jacke" denke ich. Wir kommen auf das Konzentrationslager Dachau zu. Es ist ein grauer Betonklotz, der mich an Gefängnisse aus den Widen Westen erinnert. Ich sehe den Stacheldraht und die Geschütztürme. Wir gehen hinein. „Wie in dem Film über diese Kriegsgefangenen" schießt es mir durch den Kopf. Unser Weg führt uns in das Museum des KZs. Während wir auf unsere Führer warten, sehen wir, die Klassen 10a und 10c, eine Wand, an auf der die KZ im 3. Reich aufgelistet sind.

Unsere Führer kommen. Die Klassen teilen sich. Unser Führer führt uns als erstes zum Gedenkplatz, an dem er uns etwas über die Geschichte des KZ Dauchau erzählt. Danach wissen wir z.B., dass das KZ das erste war und deshalb Vorbild und Ausbildungslager für die SS. Wir gehen über den Appellplatz. Als wir an einem Tor stehen erklärt uns der Führer, dass die in „Schutzhaft" genommenen durch dieses Tor das Lager beteten haben. Sie wurden von der Schutz-Staffel „begrüsst". Die Gefangenen mussten durch die auf der Seite stehenden SS-Leute durch das Tor gehen. Die Inschrift im Tor „Arbeit macht frei" war der blanke Sarkasmus, mit dem die SS immer arbeitete. Die Gefangen wurden nun geschoren um ihnen ihre Persönlichkeit zu nehmen und um die Flöhe im Lager nicht zu verbreiten. Ich versuche mir vorzustellen wie ich mich fühlen würde, wenn ich durch dieses Tor zu der Zeit hätte gehen müssen. Wir gehen dann zum Gefängnis. Unser Führer erzählt uns, dass die Gefängnisse zum Teil Wasser und Heizung hatten. Ich denke das es darin ja wohl auch nicht recht anders war als in unseren Gefängnissen. Doch als ich höre, dass man hier saß weil man einen Stein oder Papier auf dem Boden übersehen hat, schäme ich mich für den Gedanken. Wir erfahren, dass es hier auch Zellen gab, in denen man die Zeit nicht absitzen, sondern ABSTEHEN musste. Wir gehen zu den Baracken. Ich stelle mir, vor wie es hier früher ausgesehen hat. Blut, vielleicht Leichen auf der Stelle, an der ich nun stehe. Ich verdränge den Gedanken. Die Baracken sind groß. Jedenfalls größer, als ich dachte. Ich höre, dass hier in einer Baracke manchmal 2000 Leute waren. Wieder schäme ich mich.

Wir verlassen die Baracke und gehen zum Kramatorium. Vor meinen Augen baut sich die Lagerstrasse auf. Mit Häftlingen, die zum Arbeitseinsatz ausrücken.

Auf dem Weg zu den Verbrennungsöfen erklärt uns unser Führer, wie wenig Chancen eine Flucht hatte. Den Grünstreifen durfte ein Häftling nicht betreten, sonst wurde er erschossen. Nach dem Grünstreifen kam ein Graben, danach ein elektrischer Zaun. Auf den Zaun folgt noch ein Grünstreifen, auf dem die SS patrollierte. Wir sahen die Öfen und die Gaskammer,die in Dachau aber nie benutzt wurde. Im Museum sahen wir dann noch einen Film über die Befreiung der Häftlinge von Dachau. Dieser Film bewegte mich sehr, da sehr viele Leichen zu sehen waren. Nach dem Film verließen wir das KZ. Im Bus stellte ich mir noch ein letztes Mal vor ein Häftling gewessen zu sein. Ich dachte danach zurück bis zum Anfang des Tages. Ich finde den Tag immer noch gut, aber nicht wegen des Schulfrei sondern wegen des Besuchs des Kzs und weil ich für mich gelernt habe das soetwas nie wieder geschehen darf.

siehe auch:
Dachau 1998
Flossenbürg


IRS
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