Ickstatt-Realschule Ingolstadt
Dachau 1998

Gedanken von Schülern nach einem Besuch im Konzentrationslager

...Als wir in diesem Museum in der Empfangshalle standen und ich diese große schwarze Karte sah mit all den Konzentrationslagern, traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht: all diese Schicksale, die in Dachau, Buchenwald, Auschwitz, Flossenbürg und beinahe unzähligen anderen KZs ihren Lauf nahmen oder beendeten! All diese Ausreden, die ich bis dahin von Großeltern, Bekannten oder Freunden gehört hatte, kann ich jetzt nicht mehr glauben. Nach der Pogromnacht am 9.11.1938 und diesen vielen KZs, die in Deutschland standen, kann ich dem Satz: "Das haben wir ja nicht gewusst!" keinen Glauben mehr schenken.

...Aber das Beschissenste am ganzen KZ ist das Buch. Freunde erzählten mir von einem Buch, wo man seine Gedanken einschreiben konnte. Ich hätte dieses Buch gerne gesehen, sehr gerne. Freunde erzählten mir, dass dort einige Menschen sich den Spaß erlaubten in dieses Buch "Heil Hitler" und das Hakenkreuz zu schreiben. Da kommt mir fast das Kotzen. Entweder sind diese Idioten so etwas von minderbemittelt, dass sie meinen, das wäre ein superlustiger Spaß, oder es gibt wirklich immer noch Ä..., die nichts verstanden haben. Asozial.

Als erstes nach der Ankunft konnten wir einen selbstständigen Rundgang durch das Museum des ehem. KZ´s machen. Dort hängen viele Bilder von ausgehungerten KZlern, die unter schwierigsten Bedingungen Schwerstarbeit verrichten mussten. Ich versuchte mich in ihre Lage zu versetzen und kam zu dem Schluss, dass ich es im Winter mit der spärlichen Bekleidung nicht lange durchgehalten hätte. Im Museum hängen auch einige Briefe der KZ-Ärzte über Kälte- und Unterdruckversuche. Ich finde es einfach abartig und pervers, was man sich alles hat einfallen lassen, um diese Menschen zu quälen, nur um berühmt zu werden...

...Unglaubwürdig, nein besser unvorstellbar scheint es, dass Menschen Gefallen daran finden anderen Leid zuzufügen und dies zuzulassen. Welche Angst muss in den Köpfen der Gefangenen, aber auch in den Köpfen derer, die von den Greueltaten wussten und etwas dagegen unternehmen wollten, gewesen sein, dass man zusieht, wie Menschen sterben und schmerzhafte Leiden durchmachen. Ich denke, wer dies nicht selbst erlebt hat, kann auch nicht beschreiben, wie grausam es war. Wer etwas dagegen tun wollte, war selbst dran. Warum hat man das getan? Ich werde es nie verstehen... Es wurde mit den Menschen umgegangen wie mit Tieren, obwohl selbst Tieren mehr Respekt entgegengebracht werden sollte (muss)...

... Der Gedanke, vor dem Ofen zu stehen, in dem Tausende von Menschen verbrannt wurden, ist schockierend. Andererseits verstehe ich nicht, warum man unsere Fehler nicht vergessen kann oder will... Es stimmt zwar, dass wir "Scheiße" gebaut haben, doch das ist Vergangenheit und wir leben in der Gegenwart... Wenn man durch dieses Gelände geht und sich nur etwas mit diesem Teil der deutschen Geschichte auskennt, weiß man, was wir getan haben...Ich finde, man sollte nach vorne blicken...

...So ein Hirngespinst, wie es Hitler hatte, ist nicht einmal ein Menschenleben wert, und in Dachau starb nicht nur ein Mensch. Ich kann nicht verstehen, wie so etwas passieren konnte...

Als wir nach Dachau fuhren, wusste ich ganz und gar nicht, was mich dort erwartete. Es ist schwer die Gedanken, die mir in den 3 Stunden durch den Kopf gingen, in Worten wiederzugeben. Das KZ Dachau ist mit Sicherheit einer der schlimmsten Orte, die es jemals gegeben hat. Noch nie hab ich mit meinen Eltern so viel über ein Thema gesprochen wie an diesem Tag. Ich kann es einfach nicht verstehen, warum so viele Menschen, nur weil sie anders aussehen oder eine andere Religion besitzen, sterben mussten. Noch weniger versteh ich es, wie es damals ein Mann sein konnte, der für diese Scheißvergangenheit verantwortlich ist. Ich glaube, keiner aus meiner Generation oder aus der letzten kann sich diese körperlichen und seelischen Schmerzen vorstellen, die die KZ-Gefangenen damals hatten. Denn heutzutage muss hoffentlich niemand mehr Strafen wie "Baumhängen" oder "Bock" oder teilweise tagelanges Strafestehen bei -10° C ertragen. Durch die Bilder, die ich sah, kann ich begreifen, warum heute noch viele Ausländer einen Hass auf uns Deutsche haben. Obwohl im KZ Dachau angeblich keine Menschen durch Vergasung gestorben sind, war die Gaskammer für mich ein ganz besonders schlimmer Ort des Grauens. Vielleicht hört es sich blöd an, aber ich dachte daran, wie ich mich damals gefühlt hätte, in so einer Gaskammer sterben zu müssen. Ich hab wenig von der Führung mitbekommen, weil ich ständig daran dachte, wie die Leute vor Schmerzen, Angst und Hunger geschrien haben. Und ganz besonders in dieser Gaskammer hörte ich diese Schreie der Menschen.
Mich würde es interessieren, wie viele Leute mit einer rechten Einstellung, die heute ja leider noch viele an unserer Schule und ein paar in unserer Klasse haben, hineingegangen und mit einer ganz anderen Einstellung aus dem KZ Dachau hinausgegangen sind. Ich hoffe, das waren viele...

...All diese Eindrücke waren wirklich interessant, obwohl vieles nur mit Bedrückung und Hass anzusehen war. Ich hatte nicht erwartet, so viele Originalbauten vorzufinden, auch so groß habe ich es mir nicht vorgestellt...

...Ich habe ein gut erhaltenes bzw. restauriertes Mahnmal in Form des KZ´s erwartet, hatte jedoch nicht gedacht, dass das KZ ein so großes Gelände ist und alles wirklich so grausam und menschenverachtend war. Ich kann gar nicht richtig glauben, dass so ein menschenverachtender Komplex von Menschen geplant und die Menschen in so grausamer Weise durch Mitmenschen gequält wurden....Ich glaub, ich hätte Selbstmord begangen und ich hätte mich so den Qualen entzogen. Ich hoffe, das KZ ist allen Menschen auf Erden eine Lehre und ich hoffe, dass so etwas nicht mehr vorkommt.

Wie kann man bloß Menschen stapelweise in Öfen verbrennen, welcher Mensch hat das Recht andere Menschen umzubringen oder umbringen zu lassen.....Totaler Hass auf die Menschen, die das veranlasst haben, als ich in dem Bunker den langen, fast ewig scheinenden Flurweg entlangschaute..... Ein Bild in der Ausstellung hat es mir besonders angetan, da ist es mir wirklich eiskalt, eiskalt den Rücken runtergelaufen, als ein Häftling Tote, vielleicht seine Freunde, in einem Massengrab begraben musste... Eigentlich habe ich nach dem Film Dankbarkeit gegenüber den Amerikanern empfunden: 1. dass sie das Grauen beendet haben und 2. dass sie uns nach den Bildern, die ihnen geboten wurden, noch als selbstständigen Staat haben existieren lassen.... Hoffnung und Glaube, dass so etwas nie wieder passiert. Grauen über die Deutschen, besser einen Teil der Deutschen.

Als uns vom "Baum" erzählt wurde, dachte ich zuerst an mich. Mir wurde auch einmal fast die Schulter ausgekugelt. Ich wurde sofort versorgt, aber es tat trotzdem sehr weh. Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, wie es die Sträflinge aushielten eine komplette Stunde am Baum zu hängen ohne völlig auszurasten und den Verstand zu verlieren... Ich weiß nicht, ob ich es lange ausgehalten hätte und mich früher oder später für den Ausweg in den Zaun entschieden hätte...

Man ist angewidert von den Taten der Menschen, die zu Hitlers Zeit das Kommando hatten. Man schämt sich dafür ein Deutscher zu sein - in Bezug auf damals - . Die Bilder aus dem Museum erregen Übelkeit und auch die Furcht davor, dass es so etwas wieder geben könnte...Es stellt sich mir auch immer die Frage: "Wer macht so etwas" ! Andere Leute, Mitmenschen solange quälen, bis sie tot sind, sie erschießen oder einfach jemanden ohne Grund einsperren, ihm alle Rechte nehmen, ihn sogar wie ein Tier behandeln. Ich sehe jetzt noch die Bilder vor mir: abgemagerte Körper, Leichenberge, Versuchsopfer... Das alles weckt Wut in mir, Wut auf die Leute, die so etwas machten, es duldeten und auf die, die nichts dagegen unternahmen...

...Ich finde, dass die NS-Zeit...eine der größten Schandtaten Deutschlands war. Man sollte sich auf jeden Fall dafür schämen, auch wenn man keine Schuld daran hat...Ich denke und hoffe, dass dies gar nicht mehr geschehen wird und kann, da die heutige Gesellschaft aus den schwerwiegenden Fehlern von damals gelernt hat...

Vor dem Lager war es kalt, doch als ich hineinging, wurde es noch viel kälter. Der Zaun, die nackten Mauern und immer wieder der Gedanke: "Hier starben Menschen, hier stapelten sich die Toten. Als wir in das Museum gingen, sah ich die Bilder. Ich sah die Häftlinge, die voll Schmerz und Leid versuchten ihre Arbeit zu tun aufgrund der Angst, noch mehr Schmerzen oder den Tod erwarten zu müssen. Und ich sah ein Bild, auf dem lag ein toter Häftling am Boden, zwei weitere hingen am Baum und ich sah den Wachmann, der voller Stolz und Freude in seiner Uniform dastand und seinen Spaß hatte. Und ich fragte mich, ob das noch ein Mensch war. In den Gesichtern der Häftlinge konnte man ihr Elend erkennen. In ihren Augen erkannte ich die Qual. Und als dann unser Führer von den Strafen erzählte, den Lebensbedingungen, da erkannte ich zum erstenmal das wahre Gesicht der Nazis, welches noch viel schrecklicher, grausamer, wahnsinniger und sadistischer war, als ich jemals geglaubt hätte. Jetzt verstand ich, wieso der Ruf der Nazis immer an uns haften wird, denn die Generation, die diese Greueltaten - was noch weit untertrieben ist - beging, das waren keine Menschen. Und wenn wir, d.h. unsere Vorfahren sowas fertigbrachten, dann ist es möglich, dass es wieder passiert. In dem Moment, als ich vor dem Ofen stand, der immer noch den Geruch des Todes verbreitet, und das Schild las, das darüber hing: "Hier wurden Menschen gehängt", bekam ich ehrlich gesagt Angst. Ich wusste nicht, wovor.Eigentlich dachte ich: O.K., ich geh nach Dachau, seh mir Bilder an, geh durch den Hof, hör die Geschichte und geh wieder. Aber dass es mich in diesem Maße berühren würde, hätte ich nicht gedacht. Jedenfalls bin ich froh dort gewesen zu sein, um mit dem Schatten unserer Nation in Kontakt zu kommen. Zum Abschluss kann ich noch sagen, dass ich meine Denkweise, die, wie ich gestehen muss, eher nach rechts geneigt war, nun geändert habe. Denn in Dachau steht geschrieben: Nie wieder. Und so soll es auch sein.

....Meine Erwartungen waren eigentlich nicht so schlimm wie das, was ich gesehen habe. Ich dachte mir nicht, dass sie so eng zusammenleben mussten, oder dass ich sogar danach noch einige Bilder aus dem Museum vor mir sah und darüber nachdachte.

Als wir im Lager waren, hatte ich Angst, Angst davor in dieser Zeit zu leben. Ein Gefangener zu sein, geschlagen zu werden. Andererseits aber hätte es mir bestimmt gefallen, als ein Soldat einen armen, alten, wehrlosen Gefangenen zu schlagen, das geb ich zu.....Ich habe nie erwartet, dass es so schlimm ist in einem KZ...

Ich habe es sehr interessant gefunden, diese ganze Anlage zu besichtigen...Gleichzeitig hatten diese Eindrücke aber auch eine bedrückende Wirkung auf mich...Auch durch den Film am Ende der Besichtigung konnte man erkennen, welche menschenverachtenden Leute es waren, die die Häftlinge quälten und schikanierten. Sie waren sichtlich "geil" darauf, diese Menschen leiden, ja sogar sterben zu sehen und sich sogar einen Spaß daraus machten...

...Nicht jeder kann sagen, was in so einem Lager wirklich vorging, ich habe es gehört und gesehen. Es ist erschreckend, aber viele wollen dies vergessen, was falsch ist. Man sollte daran denken, damit so etwas nicht noch einmal geschieht, deshalb finde ich es gut, dass so eine Fahrt organisiert wurde.

Das KZ Dachau - keiner kann sich darunter etwas Schönes vorstellen, jeder weiß, was sich dort abgespielt haben muss. Um sich von diesem Grauen ein richtiges Bild zu machen, muss man dagewesen sein. Ich war dort und habe mir ein Bild davon machen können. Es war eisig kalt, wie ich es erwartet hatte, das gesamte KZ war eisig kalt. Wie muss es da den Gefangenen gegangen sein, die bei dieser Kälte "Strafestehen" mussten! Ich habe mich gefühlt wie einer von ihnen. Es musste einfach schrecklich dort gewesen sein, zusammengepfercht in Baracken, ohne Essen und Trinken. Die Kleidung war verschmutzt und nicht warm genug. Die Foltermethoden, die ich dort mitbekam, waren das Grausamste, was man sich vorstellen konnte. Mit den Armen nach hinten aufgehängt zu werden oder von SS-Männern mit einer Rute geprügelt zu werden, das war nicht mehr menschenwürdig. Den meisten der Gefolterten war der Tod schon ziemlich nahe... Die Bilder, die im KZ-Museum ausgestellt waren, haben mich am meisten geschockt. Sie zeigen die nackte Wahrheit. Sie wurden meist von SS-Männern gemacht, warum, kann ich mir nicht erklären. Vielleicht, weil sie sich an solchen Grausamkeiten erfreuten....Am besten gäbe es keine Fotos und auch keine Beweise für alle KZ in Deutschland. Man muss sich wirklich dafür schämen, was sich die Deutschen da erlaubt haben. Das KZ Dachau wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ich hoffe aber gleichzeitig, dass so etwas in Deutschland nie wieder passieren wird. NIE WIEDER

...Mir ist unverständlich, wie der Respekt, den ich und viele andere Menschen gegenüber allem Leben und der Rasse Mensch haben, so verlorengegangen sein konnte. Leben hatte seinen Sinn und seine Bedeutung verloren. Macht setzte sich in den Köpfen fest und verdrängte den gesunden Menschenverstand und jegliche Art von Moral. Die Welt darf nie vergessen, was sich dort abgespielt hat..

Ich dachte an die vielen Menschen, die ihr Leben in diesem KZ verloren. Die schrecklichen Qualen, die sie vor ihrem Tod noch erleiden mussten. An die drei "B" - Bock, Baum und Bunker - muss ich noch oft zurückdenken. Wie die SS-Männer auf die Häftlinge einschlugen oder wie diese am Baum hängen mit den Händen hinten gebunden. Oder an die anderen, die im dunklen Bunker standen und sich nicht einmal setzen durften....

Ich finde, die KZ waren die größte Schweinerei, die es jemals auf dieser Welt gegeben hat. Denn was in diesen Lagern mit den Menschen gemacht wurde - da ging es noch den meisten Tieren besser. Aber obwohl man an die Toten denken soll, denke ich, man sollte diese Zeitperiode von Deutschland vergessen und überall rausstreichen, denn wir werden noch immer in hundert Jahren als Nazis dastehen, denn so etwas wird wohl nie vergessen und verziehen.


Zusammenstellung (ohne stilistische Veränderungen) : A. Bauer-Schaller

siehe auch:
Dachau 1997
Flossenbürg


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