Ich werde mich nicht von der sexuellen Begierde verleiten lassen
Hae-Jin Sunim
Üblicherweise werden die fünf buddhistischen Gebote meist als Verbote (nicht töten, nicht stehlen ...) formuliert. Die wahre Bedeutung der Gebote, die uns der Buddha gegeben hat, liegt aber nicht in äußerlichen Verhaltensanweisungen wie: "Du sollst dieses oder jenes nicht tun!" Die Gebote werden nicht dadurch eingehalten, dass man einfach bestimmte Dinge unterlässt. Die Gebote einhalten bedeutet vielmehr, die Absichten Buddhas in die Tat umzusetzen.
Deshalb hat uns Zen-Meisterin Dae Haeng Kun Sunim die Richtlinien in einer positiven Form gegeben. Aus "Nimm Abstand von sexuellem Fehlverhalten!" wird: "Geh mit allen Beziehungen behutsam um."
Ob wir Liebe und Frieden erfahren, hängt davon ab, wie wir mit anderen umgehen. Wer andere achtsam und respektvoll behandelt, vermeidet, sich selbst zu schaden. Warum ist das so?
Da wir geboren sind, haben wir ein Gegenüber. Weil es ein Gegenüber gibt, existiere ich. Das bedeutet, wir existieren nicht getrennt von anderen Lebewesen, sondern sind in untrennbarer Einheit alle miteinander verbunden. Wir leben nur eine Jahreszeit lang, gehen fort und kehren zurück in neue Beziehungen und verschiedenste Rollen.
Wir selbst entscheiden, wie wir unser Leben gestalten, mit welch innerer Haltung wir unsere Beziehungen und Begegnungen leben. Ohne innere Wahrnehmung unterliegen wir aber der Täuschung durch unsere Gedanken und leben gemäß unserem Karma. Dies bedeutet, dass wir in Unwissenheit leben und unter Angst, Gier und Hass leiden. Das sind machtvolle Energien, und es kann leicht geschehen, dass sie unser Handeln bestimmen. Doch unsere wahre Natur ist ohne jede Befleckung, immer klar, strahlend und ewig. Wir müssen daran glauben, dass wir im Grunde ohne jeden Makel sind. Mit diesem starken Glauben können wir unsere Gier unsere Angst und unseren Hass überwinden, indem wir alles, was in uns entsteht und alles, was auf uns zukommt, annehmen, achtsam betrachten und an unsere Buddha-Natur abgeben! Mit anderen behutsam umzugehen, bedeutet, mit sich selbst behutsam umzugehen. Anderen liebevoll zu begegnen, bedeutet, in Einklang mit unserer Wahren Natur zu leben.
Ohne alles an die Buddha-Natur (unser Wahres Selbst) loszulassen, ist es unmöglich, auch nur ein Gebot einzuhalten. Versuche nicht, dich zu verändern, um den Geboten zu gehorchen. Lass einfach die Gebote, die schon in dir vorhanden sind, von alleine herauskommen. Ob es gelingt oder nicht, lass alles an die Buddha-Natur los, denn wir selbst wissen am besten, was wir tun oder lassen sollen. Wenn wir in ständigem Kontakt mit der Buddha-Natur sind, dann werden wir bei allen Dingen ganz ruhig leben, denken und handeln. Vertraue dir selbst, denn wir alle sind Buddha und leben in unserem eigenen Licht.
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