Ich werde die Drei Kostbarkeiten (Buddha, Dharma, Sangha) nicht verleumden

Arndt Büssing

Die Drei Kostbarkeiten oder Drei Juwelen bezeichnen Buddha, Dharma und Sangha. Mit Buddha ("der Erwachte") ist sowohl der historische Mensch Siddharta Gautama gemeint, der die Erleuchtung erlangte und zum Buddha Shakyamuni wurde, als auch der zukünftige Buddha Maitreya und eine unermessliche Zahl weiterer Buddhas. Dharma ist die Lehre des Buddha, die hilfreiche Tugend, um die Erleuchtung zu verwirklichen; Dharma steht aber auch für die Manifestationen der Wirklichkeit, die als "Körper" des Buddha angesehen werden. Sangha ist die Gemeinschaft der Praktizierenden, die der Lehre des Buddha folgen. Ursprünglich wurde damit nur die einer bestimmten Richtung zugehörige Gemeinschaft buddhistischer Mönche bezeichnet, später auch die sie unterstützende Laienschaft.

Von einem buddhistischen Standpunkt aus gesehen, ist dieses Gelübde eindeutig: Ich achte den Buddha in all seinen Erscheinungen, ich achte die Lehre des Buddha, und damit die Eine Wahrheit, und ich achte die Gemeinschaft derer, die seiner Lehre folgen. Wenn ich das Gelübde so interpretiere, dann gilt es nur für Buddhisten und alle anderen können sich zurücklehnen. Aber Buddha ist kein Gott, und so steht dieses Gelübde nicht im Widerspruch zum ersten Gebot der monotheistischen Religionen "Du sollst keinen Gott außer mir haben". Jeder kann diesen Vorsatz der Achtung und des Respekts vor den Drei Kostbarkeiten fassen.

Wenn ich sage, ich achte den Buddha, dann heißt das auch: Ich achte Buddha, Moses, Jesus und Mohammed. Ich achte Franziskus aus Assisi, Mahatma Ghandi, Martin Luther King, Mutter Teresa und Maximilian Kolbe. Ich achte meine Eltern und meine Lehrer. Ich achte die Krankenschwester, den Bäcker und die Toilettenfrau. Ich achte all die Menschen, die sich bemühen, Wege der Befreiung und des Friedens zu finden, die sich einsetzen, um anderen zu helfen. All diese Manifestationen sind der eine Körper der Wirklichkeit, in der ich aufgehoben bin. Wie sollte ich da nicht dankbar sein?

Wenn ich sage, ich achte den Dharma, dann heißt das auch: Ich achte meine spirituellen Vorfahren, deren Taten mich geprägt haben, deren Handeln mich beeinflußt. Auch wenn ich mir dessen nicht bewußt bin, alle meine Vorstellungen, Meinungen und Ansichten beruhen auf den überlieferten Vorstellungen, Meinungen und Ansichten anderer. Die Welt, so wie sie mir begegnet, ist die Saat anderer. Die Wege, die ich gehe, haben andere bereitet. Die Türen, die ich durchschreite, haben andere geöffnet. Es ist meine Aufgabe, mit beiden Beinen in der Welt zu stehen und mit offenen Augen, Ohren und Herzen der Wirklichkeit zu begegnen. Wie sollte ich da nicht dankbar sein?

Wenn ich sage, ich achte die Sangha, dann heißt das auch: Ich achte alle Menschen in ihrem Bemühen, Wege zu finden, die Wahrheit zu erkennen. Wenn sich die Ausprägungen auch unterscheiden mögen, so steht doch der gleiche Wunsch dahinter, glücklich zu sein und Leiden zu vermeiden. Buddhist, Christ, Moslem, Jude, Hindu oder Atheist sind nur Schubladen. Aber es gibt kein Monopol auf Menschlichkeit, es gibt keine bessere oder schlechtere Befreiung vom Leiden. So achte ich die Möglichkeit jedes einzelnen Wesens, für andere einzustehen und die Wahre Natur zum Vorschein zu bringen, der eine Körper des Buddha, der eine Körper Gottes * jenseits aller Kategorien zu sein. Wie sollte ich da nicht dankbar sein?

* Als der biblische Gott dem Moses in einem brennenden Dornbusch begegnete, nannte er sich Jahwe, der "Ich bin der ich bin da". Der Buddha sprach oft von sich als Tathagata, der "So wie er ist Gekommene". Beide Formulierungen weisen auf eine ultimative Präsenz hin, die über alle Beschreibungen hinausgeht.

 

(c) Dr. Arndt Büssing, Schwerte (2002). Alle Rechte vorbehalten.