FALL 1 aus dem Mumonkan
Ein Mönch fragte Joshu, "Hat ein Hund Buddha-Natur?"
Joshu antwortete: "Mu!"
Kommentar
Joshu (kor. JoJu) antwortet auf die Frage, ob auch ein Hund Buddha-Natur habe mit einem knappen "Mu". Dieses Mu bedeutet "Nein" oder "Nichts". Der Buddha lehrte, dass alles die ursprüngliche Buddha-Natur habe. Im christlichen Sprachgebrauch würde es heißen, dass alles vom Heiligen Geist beseelt ist, auch eine Kellerassel, eine Spinne oder ein Hund.
Was steht hinter der Frage des Mönches, ob auch ein als gering angesehenes Lebewesen wie ein Hund die Buddha-Natur habe? Vielleicht die Fragen: "Hat mein Leben einen Sinn? Bin ich wertvoll, bin ich gewollt?"
Buddhas Belehrung ist tröstlich: Alle Wesen haben die Buddha-Natur, auch du! Hierbei gibt es keine Abstufungen, der Hund, die Kellerassel sind nicht weniger wert als ein Mensch. Alle teilen die gleiche Buddha-Natur, der Heilige Geist ist in allem eingewoben, was ist. Das ist unsere Verbindung, die uns trägt und unser Leben wertvoll macht.
Aber jetzt kommt Joshus Antwort: "Nein!" Man kann sich die Enttäuschung auf dem Gesicht des Mönches lebhaft vorstellen: Seine ganze Welt stürzt zusammen. Alles, auf das er gebaut und gehofft hat, ist auf einmal ein Scherbenhaufen. Der Meister, dem er vertraut hat, stößt ihn rüde vor den Kopf: "Alles nichts."
Was nun, lieber Mensch? Die Scherben neu zusammenkleben? Oder alles aufkehren und wegkippen?
Wie geht man um mit den eigenen Vorstellungen, Meinungen und Ansichten? Hat der Buddha recht oder Joshu? Welche Antwort ist mehr wert, die des Buddha, Joshus Antwort oder die des Hundes? Wo ist der Zugang zu diesem "verschlossenen Tor"? Kannst du es sehen? Der Schlüssel liegt in dir.
Kommentar: ©
Arndt Büssing (2002); Bild: © Joan Halifax, Roshi (2002)