Vorgeschichte der Epilepsie

 

Vorgeschichte der EPILEPSIE

 

 

 

1700 vor Christi liess der babylonische König Hammurabi in einem juristischen Gesetzeswerk eine Klausel zum Kauf von Sklaven einfügen. Dem Käufer wurde ein Rückerstattungsrecht zugesichert, wenn der erworbene Sklave im Verlauf der einmonatigen Probezeit einen epileptischen Anfall erlitt. Die Epilepsie wurde damals die "Bennum Krankheit" genannt. König Hammurabi hat übrigens nicht nur diese Klausel über Epilepsie-Patienten auf den Gesetzestafeln eingeritzt. Auf denselben Diorit-Stelen (Steinplatten) sind auch Angaben eingraviert worden, die darauf hinweisen, dass bereits damals Tarife für ärztliche Leistungen festgelegt wurden. Diese Einritzungen in Keilschrift, konnte unsere Forschung nach Jahrzehnten entziffern.

460 – 377 vor Christi lebte auf der griechischen Insel Kos HIPPOKRATES. Er wurde auch "der Vater der Medizin" genannt. Auf seinem Eid (Asklepiade-Schwur) beruht noch das heutige Ärztegelöbnis (Grundlagen der ärztlichen Ethik). HIPPOKRATES von Kos ist tatsächlich der bekannteste und erste Arzt, über den eigentliche Aufzeichnungen existieren. Er hat eine Schrift verfasst, über die sogenannte "Heilige Krankheit". Man glaubte nämlich damals, dass es sich bei der Epilepsie um eine heilige Krankheit handle, weil nur Götter befähigt seien, Menschen aus dem Stand zu Boden zu schleudern und zu Zuckungen zu veranlassen. In dieser Zeit glaubte man also tatsächlich, dass die Patienten mit Epilepsie mit den Göttern in Verbindung stünden. Zum Ausdruck dieser Verbindung fuhren diese nämlich in den Menschen hinein und schleuderten ihn zu Boden. Diese Betroffenen wurden also damals ihrer Krankheit wegen für heilig gehalten. HIPPOKRATES hat nun in seinem grundlegenden Werk über die "Heilige Krankheit" erklärt, dass die Epilepsie überhaupt kein heiliges Leiden darstelle. HIPPOKRATES vertrat die Auffassung, dass nicht Götter die Menschen mit einer Krankheit heimsuchten. Er schrieb schon damals in seiner Arbeit, dass die Epilepsie ihren Ursprung im Gehirn habe. – Es ist erstaunlich, dass also schon mehrere Jahrhunderte vor Christus ein Arzt fähig war, das Wesen der Epilepsie zu erfassen und zu erklären. In seiner Abhandlung hat er dann eine Theorie entwickelt, dass in jedem Menschen Säfte flies-sen würden, welche für Erregung und Ruhe verantwortlich seien. Er nahm an, dass bei der Epilepsie gewisse Säfte das Gehirn reizen und dass dies zur Auslösung von Anfällen führen würde.

Zur Zeit Christi Im Markus-Evangelium 9, Verse 17 bis 29 lesen wir Folgendes: Ein Mann brachte seinen Sohn zu Christus mit folgender Vorgeschichte: Er hat einen sprachlosen Geist und wo er ihn erwischt so reisst er ihn. Er schäumt und knirscht mit den Zähnen und verdorrt. Ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben, aber sie können es nicht. Ich bringe den Knaben deswegen zu dir. Da ihn der Geist sah, riss er ihn und er fiel auf die Erde und wälzte sich und schäumte. Jesus fragte den Vater: Wie lange ist’s, dass es ihm widerfahren ist? Er antwortete: Von Kind auf! Oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Kannst du aber was, so erbarme Dich und hilf uns! Jesus sprach: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete Dir, dass Du von ihm ausfahrest und fährst hinfort nicht mehr in ihn. Da schrie er und riss ihn sehr und fuhr aus und ward als wäre er tot, dass auch viele sagten; er ist tot. Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf. Er stand auf und war geheilt. – Zur Zeit Christi scheint die Auffassung geherrscht zu haben, ein unsauberer Geist löse die Anfälle aus. Die These des HIPPOKRATES wurde wegen mangelhafter Verbreitung ignoriert.

Das Mittelalter Im Mittelalter herrschte leider die Auffassung, dass epilepsiebetroffene Menschen mit dem Teufel in Verbindung stünden und von ihm zeitweilig von einer dämonischen Besessenheit ergriffen würden. Epilepsie wurde auch als ansteckend definiert. Dadurch wurden Betroffene zusammen mit den Pest- und Lepra-Kranken ausgestossen. Aus dem Mittelalter kennt man auch ganz groteske Behandlungsmethoden. Man schlug mit Steinen und brannte ihnen mit Glüheisen Löcher in die Schädeldecke. Die Dämonen und unsauberen Geister sollten so entweichen können. Mit Mistelextrakt wurden sie behandelt. Grund, die Mistel fällt im Winter nicht vom Baum, also kann man sie einsetzen gegen "Das Fallende Weh". Von einer Kruste von Gebeinen wurde auch Tee für Betroffene zubereitet. Wirklich schlimme Geschichten spielten sich während dieser Zeit ab.

Das 20. Jahrhundert Aber auch das 20. Jahrhundert wurde für die Betroffenen zur Schreckenszeit. Sie wurden in psychiatrische Kliniken gesteckt, da man glaubte, dass bei ihnen im "obersten Stockwerk" etwas nicht stimmte.

 

1939 – 1945 vernichtete sie Adolf Hitler zusammen mit den Juden. Auch er hatte die Meinung, diese Menschen könnten seiner Rassenreinheit schaden. Die Nazi-Zeit war für Epilepsie-Patienten eine ganz schlimme Zeit, denn es existierten genaue Gesetzesvorschriften der SS-Oberärzte zur Erhaltung der Deutschen Herrenrasse. Darin wurde vermerkt, dass Epilepsie-Kranke zu sterilisieren seien. Später brachte man sie in Konzentrationslagern um. – Die deutschen Forscher sind ja führend auf dem Gebiet der Geschichte der Epilepsie. Aus begreiflichen Gründen vermeiden sie es aber in ihren Arbeiten auf diese schlimme Vergangenheit hinzuweisen. Über diese traurige Episode finden wir deswegen relativ wenig Hinweise.

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Sicher gerade wegen diesen einstigen Zuständen

existieren in der heutigen Zeit noch so viele Vorurteile

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